Donnerstag, 7. August 2008

Titelstory "Neue Wesfälische":Schulen in Not......

Schulen in Not: Lehrer werden Mangelware...
und wen wundert's?

Auch wenn hierfür das aktuelle NRW-CDU-Schulministerium verantwortlich gemacht wird, so hat eigentlich zuvor das von der SPD geführte Schulministerium dafür den Weg geebnet. Die CDU hat im Prinzip die negative Arbeitspolitik für Lehrer nur fortgesetzt:
Bildquelle Pixelio: (c) Gila

Auf der Internetseite von Paul Tresselt, welcher unser Schulsystem seit Jahrzehnten aus eigener Erfahrung beobachtet, finden Sie dazu sehr ausführliche Informationen: Paul Tresselt - Ihr Internetberater für Lehrer, Lehramtsanwärter und Schulleiter

Längst ist diese Seite für Lehrer zu einer sehr wichtigen Informationsseite auch für aktuelle Entwicklungen geworden....
Alle bei Paul Tresselt verfügbaren Informationen finden Sie auf seiner Übersichtsseite.
So zeigt er, wie sich die Arbeitszeiten negativ, zu ungunsten der Lehrer entwickelt haben. Auf seinen Seiten finden Lehrer und Eltern Informationen über die tatsächliche Arbeitsbelastung ..und natürlich noch vieles mehr.

Ständige, vor allem bürokratische Mehrbelastungen in den letzten Jahren ließen die Arbeitsbelastung der Lehrer stark anwachsen. In NRW wurde die landeseigene Lehrerfortbildung reduziert, dann ganz gestrichen. Zusätzliche Evaluationsarbeiten, aufwendiges Erstellen von Kopfnoten, Konferenzzirkus, Schulinspektionen etc. etc. nahmen Lehrkräften die Zeit und die Kraft für die so notwendige Unterrichtsvorbereitung.

Kurz: Lehrer ist in Vollzeit ein "Hochstress-Job" geworden. Da helfen auch die neidischen Blicke von "Nicht-Lehrern auf die Ferien nichts. Auch der einzelne stammtischfähige Verweis auf Einzelbeispiele "fauler" Lehrer" treffen nicht die reale Situation. Lehrkräfte, welche ihren Beruf gut und gewissenhaft ausüben, haben auch unter Hinzurechnung der Ferien eine über 50 Stunden liegenden durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit.

Nordrhein-Westfalen ist z.B. in Sachen "Vertretungsreserve", d.h. die Vorhaltung von Springer-Lehrkräften für längerfristig ausfallende Lehrkräfte, das Vorreiterland für dessen Abschaffung vor mehr als 10 Jahren !!! gewesen...... Wenn zu den langfristigen Unterrichtsausfällen, dann auch noch kurzfristige saisonale geballte Ausfälle hinzukommen.....dann gibt es wie so oft, sog. "Hausarbeitstage". Diese haben meine Kinder bereits vor 10 Jahren gehabt und seither hat sich nicht viel verändert. Im Gegenteil....steigende berechtigte Elternbeschwerden zeigen, dass sich hier keine Verbesserung abzeichnet.

Zu all dem kommt dann eine autoritär und bürokratisch geführte Schulverwaltung mit ständig neuen "Schul- und Lehrerkontrollsystemen". Lehrkräfte müssen sich "unterordnen" können und wollen. Selbst wenn die Anweisungen von "oben" nicht gesetzeskonform sind, wie ich das selbst erlebt habe.....so sind sie daran gebunden. Wer sich nicht unterordnet wird oft von der vorgesetzten Behörde gemobbt: Strafversetzungen, Besuche der Schulaufsicht*, Druck auf die Schulleitungen, welcher dann nach "unten" durchgereicht werden muss. Die Liste ist lang und lässt sich auch beliebig verlängern.....

Eine Schulverwaltung und Bezirksregierung, welche mit Akribie ihren 8-Stunden-Tag, selbstverständlich mit Gleitzeit, einhält und ihre "untergeordneten" Lehrkräfte bevormundet ist für keinen Lehrer attraktiv.

Lehrer haben von mehreren Seiten starken Druck auszuhalten:
Von oben ;-) Bezirksregierungen,Schulverwaltungen, Schulaufsichtsbeamte*, Schulinspektionen** etc. etc.
Von der Mitte ;-) in der Regel immer einige Kollegen....
Von unten ;-) Schüler und Eltern

Lehrerdasein heißt, diesen ganzen "Kräften", welche an der Person zerren, Stand zu halten. Das ist kein Vergnügen.....

Also....wen wundert es, dass keiner mehr Lehrer werden will, bzw. viele Lehrer schlicht "arbeitsmüde" sind....Der Krug geht solange zum Brunnen.......

Und jetzt wissen Sie auch warum ich dem Lehrerdasein den Rücken gekehrt habe ;-)
Dabei ging es niemals darum, dass ich keinen Freude und keinen Spass daran hatte, Kindern und Jugendlichen eine gute Lehrerin zu sein. Die Rahmenbedingungen sind es, welche das Lehrerdasein unerfreulich werden lassen.....

* Schulaufsichtsbeamte
sind - bis auf wenige Ausnahmen - ehemalige Lehrer oder Schulleiter...sie haben im Prinzip an der täglichen Lehrtätigkeit und am Umgang mit Schülern weniger Interesse bzw. waren während ihrer Lehrtätigkeit an Schulen oftmals überfordert. Mein ehemals zuständiger Schulaufsichtsbeamter war an seiner Herkunftsschule sehr "ungeliebt" gewesen. Seine "Berufung" zum Schulaufsichtsbeamten fand daher (zum Leidwessen der später "beaufsichtigten" Schulen und Lehrer) mit Unterstützung des ehemaligen "untergeordneten" Kollegiums statt. Lehrer, welche keinen Spass (mehr) haben, zu unterrichten oder gesundheitlich angeschlagene Lehrer, welche der täglichen Unterrichtsbelastung nicht gewachsen waren....finden sich oft auch wieder im "Schulverwaltungsbereich".....oder in der Lehrerausbildung!!

Merke: Schulaufsichtsbeamte interessiert das Wohlergehen der Schüler an den Schulen nur in sehr seltenen Fällen. Ihnen geht es um die Bevormundung und autoritäre Verwaltung von Schulen und Lehrern....

** Schulinspektoren
Für diesen Zweck wurden extra Personen ausgebildet....dafür hat man an Schulen Lehrerstellen unbesetzt gelassen ;-))).Übrigens: Im PISA-Siegerland gibt es weniger autoritäre Verwaltungsstrukturen, als in Deutschland:Die Schulinspektoren haben sich selber aufgelöst und ein offizielles Ranking um die besten Plätze gibt es nicht - Denn sie wissen genau was sie tun: Das finnische Schulmanagement

Ist hier noch etwas hinzuzufügen?

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