und dennoch eine "Empfehlung" daraus gebastelt wird: In der "Zeit" wird mit der Überschrift "Ihr könnt das auch!" über eine Bostoner Schulinitiative berichtet, welche besonders benachteiligten, begabten Schülern eine Highschool-Karriere ermöglichen soll:
"Wie die Beacon Academy in Boston Schüler aus benachteiligten Familien fit für gute Highschools macht." lautet der Untertitel:
Bitte, ich möchte ein Jahr länger in die Schule gehen«, ist kein gängiges Mantra unter Schülern. Ganz anders aber in Boston: Gute Schüler öffentlicher Schulen in eher schwierigen Bezirken legen nach der achten Klasse ein Extrajahr ein, um fit für wirklich leistungsstarke Oberschulen zu werden. Keine Ehrenrunde also, sondern eine 14-monatige Herausforderung. Die Beacon Academy in Boston wurde vor drei Jahren gegründet von Menschen, die begabten Kindern aus schlechten Vierteln – meist Angehörigen einer Minderheit – die Chance geben wollten, mehr aus ihrem Leben zu machen.So hoffnungsfroh wie in der anfänglichen Schilderung, geht die Geschichte leider nicht weiter.
Der Hasenfuss:(Zitat weiter aus: Ihr könnt das auch!):
Um überhaupt einen der 20 Plätze der Academy zu ergattern, müssen die 13- und 14-jährigen Schüler eine 16 Seiten lange Bewerbung einschicken, sie brauchen erstklassige Zensuren (selbst wenn die aus drittklassigen Schulen stammen) und Empfehlungen von Lehrern und anderen Erwachsenen. Die Schüler müssen Ehrgeiz mitbringen, sie brauchen mindestens einen Erwachsenen, der sie bei ihrem Bildungsvorhaben vorbehaltlos unterstützt, und sie müssen bereit sein, in den 14 Monaten härter zu arbeiten als je zuvor – damit sie in den leistungsstarken Highschools, in die sie streben, nicht gleich wieder aussortiert werden.Der Haken an der Geschichte ist also, dass nur solche Schüler gefördert werden, welche bereits durch ausgezeichnete Schulleistungen aufgefallen sind. Ein Tropfen auf den heißen Stein?
Ich meine ja, denn die Benachteiligung beginnt ja sehr viel früher. Oft fehlt die Förderung im Elternhaus, weswegen bereits in der Vorschulzeit Defizite auch bei gut begabten Kindern entstehen. Und in der Grundschulzeit verlieren gerade gut begabte Kinder - aus Langeweile oder wegen unzureichender Förderung - das Interesse und die Freude am schulischen Lernen.
FAZIT: Das Bostoner Modell trifft eine Auslese aus der Gruppe der Benachteiligten und ist daher m. E. nicht unbedingt ein Modell, welches auf unser Bildungswesen übertragen werden sollte. Viel besser wäre, das Augenmerk frühzeitig auf die gesamte Gruppe der benachteiligten Kinder zu richten.
Siehe auch meine Beiträge zu den Themen Intelligenz und Hochbegabung:
Hochbegabung aus neurowissenschaftlicher Sicht:
Hirnforschung und das Konzept der Hochbegabung - Drei Hirnforscher und zwei "Ansichten"
Hochbegabung aus pädagogisch-psychologischer Sicht:
Was ist Hochbegabung? Hochbegabung ist das, was Wissenschaftler definieren....
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