Mittwoch, 5. März 2008

Recherche ist Luxus! Nachdenken auch? Spiegel-Titelstory: Wieviel Mutter braucht das Kind? (3)

ad 2.) Fragwürdige Aussagen der Wissenschaftler in der Spiegel-Titelstory: Die "verwendeten" Aussagen von Frau Prof. Dr. Ahnert:

Zwischenzeitlich ist die Titelstory bald schon wieder Vergangenheit, allerdings wird so manche darin enthaltene Feststellung dennoch in den Köpfen von Eltern und ErzieherInnen nachwirken........

Heute möchte ich insbesondere auf die Verfälschung entwicklungspsychologischer Tatsachen durch die verwendeten Zitate von Frau Prof. Dr. Ahnert eingehen: Sie hat für den NRW-Landtag zu diesem Thema eine Expertise verfasst. Allerdings:

Die von Prof. Dr. Ahnert (insbesondere Expertise S. 7) für den NRW-Landtag abgefasste Expertise liest sich hier weitaus differenzierter, als die von ihr zitierten "verallgemeinerten" Aussagen in der Spiegel-Titelstory:

So weist sie zu Recht darauf hin, dass sichere Bindungen eine wichtige Grundlage für die spätere psychische Widerstandsfähigkeit (sog. Resilienz) darstellt : In der Entwicklungspsychologie ist unbestritten, dass eine sichere „mütterliche“ Bindung (womit auch „mütterlich“ sorgende Väter oder ggf. häufig anwesende „mütterliche“ Betreuungspersonen gemeint sind) für die Entwicklung zur Bewältigung von Ängsten und Frustrationen notwendig sind. Dieses so genannte „Urvertrauen“ ist eine wichtige „Entwicklungsbasis“, welche durch die warmherzige Fürsorge erwachsener Bindungspersonen wachsen kann.

Jedoch tendiert Frau Ahnert in ihrer Expertise zu der These, dass die "mutterlastige" Betreuung eine entwicklungspsychopathalogische Entwicklung fördere (Zach 1999). Auffällig bei solchen Thesen ist, dass dafür nur ein Autor herangezogen wird und diese These von seriösen psychologischen Studien nicht belegt wird.

Denn:

Diese These steht ja auch im Widerspruch zur sog. Entwicklung der Resilienz. Der Hinweis in Frau Ahnert`s Expertise auf eine Förderung einer entwicklungspsychopathalogischen Entwicklung, wenn die Betreuung „mutterlastig“ sei, findet ausschließlich in Fällen einer „Überbehütung“ und starken „Verwöhnung“ eine Bestätigung in wissenschaftlichen Studien. Die Behauptung,bzw. der Eindruck welcher hier erweckt wird, nämlich, dass generell eine „mutterlastige“ Betreuung negative Entwicklungen des Kindes fördere ist also so gesehen nicht korrekt.

Frau Ahnert plädiert in ihrer Expertise für Kita-Besuche ab 1,5 Jahren, wobei der Leser das Augenmerk auf die zahlreichen von ihr vorgetragenen expliziten und impliziten Hinweise für die Bedeutung der Betreuungsqualität in Kindergärten für Noch-Babys und Kleinkinder richten sollte!

FAZIT:
Die warmherzige, nicht überbehütende mütterliche Betreuung durch eine nahestehende Bindungsperson ist für ein Kleinkind nach wie vor die beste Entwicklungsvoraussetzung.
Wenn diese Entwicklungsvoraussetzung allerdings im Elternhaus des Kindes nicht geleistet werden kann, ist eine frühe, ergänzende "mütterliche" Fremdbetreuung solcher Kinder in öffentlichen Einrichtungen auf alle Fälle zu empfehlen. Dieser Aspekt ist durch entsprechende Studien auch wissenschaftlich belegt worden.

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